Hier finden Sie kurze Biografien zu  Menschen, die für Bardenberg, Broich, Weiden und Würselen viel geleistet haben bzw. aus Würselen stammen und in Sport, Gesellschaft oder anderen Bereichen einen besonderen Stellenwert hatten oder zu Menschen, deren Lebenslauf Beispiel gibt für die Lebensumstände zu bestimmten Zeiten und die das gemeinschaftliche Leben in unserer Stadt mitgestaltet haben.Die Liste ist nicht abgeschlossen. Weitere Persönlichkeiten und weitere Informationen folgen.Auf der Seite des Kulturarchivs Würselen finden Sie die Kurzbiografien zu den Ehrenbürgern unserer Stadt.

Jupp Derwall


Josef „Jupp“ Derwall wurde am 10. März 1927 in Würselen geboren.Der herausragende Fußballer begann seine Karriere bei Rhenania Würselen. Als Bundestrainer gewann er mit der Deutschen Nationalmannschaft die Fußball- Europameisterschaft 1980 und wurde in Spanien 1982 Vizeweltmeister. In seiner Heimatstadt Würselen ist er als Torjäger von Rhenania Würselen während der Oberligazeit (damals höchste Spielklasse) unvergessen. Das 1. Spiel nach dem Aufstieg in die Oberliga gewann Würselen mit 3 : 2 auf Schalke. Nach seinem Ausscheiden als Nationaltrainer trainierte er von 1984 bis 1988 Galatasaray Istanbul und gewann mit dem Verein zweimal die türkische Meisterschaft und einmal den Pokal.

Zur Erinnerung wurde eine Straße nach ihm benannt, die „Jupp Derwall Straße“ in Morsbach.

Franz Mühlenberg


Franz Mühlenberg wurde am 19. Mai 1894 in Aachen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule wurde er Metallarbeiter, später Vorarbeiter und Betriebsrat. 1908 trat der der Katholischen Jugendbewegung bei, 1911 der KAB (Katholische Arbeiterbewegung). Zunächst Mitglied im „Zentrum“. Diese Partei verlies er 1926, weil er sich dort als Arbeiter nicht gut vertreten fühlte. Er war im Christlichen Metallarbeiter Verband aktiv und schloss sich der Vitus Heller Bewegung an.

Nach dem Krieg war er 1945 bei der Gründung der CDP (Christlich Demokratischen Partei) in Würselen und im Kreis Aachen dabei, die sich im Dezember 1945 den Namen CDU gab. Franz Mühlenberg war Mitglied des Stadtrates in Würselen (1946 – 1969), Mitglied des Kreistags (1956 – 1961) und Kreisvorsitzender der CDU im Kreis Aachen von 1953 bis 1957. Er vertrat den Wahlkreis Aachen Land im Deutschen Bundestag als direkt gewählter Abgeordneter von 1949 bis 1961.

Eine ausführlichere Biografie finden Sie in Schlaglichter Nr. 12 von Dezember 2023.

Severin Fritz Pütz


Am 24. Januar 1909 wurde Severin Fritz Pütz in Würselen geboren. Nach der Schule wurde er Bergmann, schloss sich 1926 dem Bergarbeiter Verband und 1928 der SPD an. Die Arbeit in Gewerkschaft und SPD bestimmten sein Leben auch nach dem Krieg. 1945 war er dabei, als die SPD sich nach dem Verbot neu gründete.

1946 wurde er in den Würselen Stadtrat gewählt und dem Kreistag des Kreises Aachen gehörte er zwei Jahrzehnte an. Ab 1948 war er Schöffe und und Geschworener beim Amts- und Landgericht Aachen.Er wurde 1953 Betriebsratsvorsitzender, stellvetr. Gesamtbetriebsratsvorsitzender und Aufsichtsratsmitgleid beim EBV (Eschweiler Bergwerks Verein), später dann noch Mitglied im Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie. Pütz war von 1957 – 1961 Abgeordneter des Deutschen Bundestages und von 1967 bis zur kommunalen Neugliederung 1972 Bürgermeister der Stadt Würselen.

Walter Rütt


Am 12. September 1883 wurde Walter Rütt in Morsbach geboren. Er sollte einer der besten Radfahrer der Welt werden. Nach ihm, der 1913 auch einen Weltmeistertitel holte, ist die Sporthalle in Morsbach benannt worden: „Walter Rütt Sporthalle“. Es gibt eine sehr interessante Webseite, auf der Sie viele Informationen  Daten zu Walter Rütt finden können. Sie können Sie >>HIER anklicken.

Die Geschichtswerkstatt Würselen will in der kommenden Zeit eine Kurzbiografie zu Walter Rütt erstellen. Interessenten an diesem Projekt können sich gerne bei uns melden.

Peter Joseph Schings


Peter Joseph Schings wurde am 11. Mai 1837 in Scherberg geboren. Er war der Sohn des Nadlers Johann Peter Schings aus Scherberg und dessen Frau Maria Catharina Schings, geb. Jacobi aus Euchen. Er wollte als Junge schon Priester werden. Es war wohl Pfarrer Wilhelm Moritz von St. Sebastian, der dafür sorgte, dass Peter Joseph Schings auf das Kaiser Karls Gymnasium nach Aachen gehen konnte. Nach dem Abitur studierte er Theologie an der Universität Bonn, wechselte dann auf das Priesterseminar Mainz und wurde im Januar 1865 zum Priester geweiht. Schings fand sein Engagement schnell in der Diskussion der sozialen Frage. Er engagierte sich für die „Christlich Sozialen Vereine“ und wurde Präses des „Spar-und Darlehensvereins zum hl. Joseph“ in Aachen. Seine Intention war u.a. „!Hilfe für die ‚durch das freigegebene Wucherthum und der Uebermacht des Kaiptals in ihrer Existenz gefährdeten Stände‘ – den „mittleren Bürger- und Handwerkerstand und die sogenannten niederen Erwerbsleute‘.“ (Zitat aus einem Artikel von Herbert Lepper über Schings)

Schings war dann Mitherausgeber der „Christlich-Socialen Blätter“, die 1868 in Aachen erstmals am Namenstag des hl. Josef, dem 19. März erschienen. Peter Joseph Schings wurde zum Wegbereiter der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung. Er starb – vermutlich an Lungentuberkulose – bereits mit 39 Jahren. (Der Dank gilt Rolf Rüland, der uns auf diese Würselener Persönlichkeit hinwies.)

Peter Josef Bock


Peter Josef Bock wurde im 1. Weltkrieg schwer verletzt und verlor einen Arm.  Später trat er in die christlich-pazifistische Partei der Vitus-Heller Bewegung ein und wurde Mitglied des Stadtrates Würselen. In der Nazidiktatur brachte ihm eine abfällige Bemerkung zur Regierung eine 2 1/2 -jährige Zuchthausstrafe ein. Lesen Sie eine fast unglaubliche Lebensgeschichte, die aufzeigt, welchen Herausforderungen die Menschen im letzten Jahrhundert ausgesetzt waren und wie Peter Josef Bock seine Werte und seine Haltung auch in der Nazizeit nicht aufgab.

Die Lebensgeschichte können Sie HIER aufrufen.

Georg Rothmund


Georg Rothmund kam 1919 nach Würselen. Nach dem 1. Weltkrieg fand er eine Stelle bei Garbe-Lahmeyer in Aachen und eine Wohnung in Würselen. Er war bereits seit langer Zeit Mitglied der SPD. Die sozialdemokratische Regierung hatte im Reich endlich ein demokratisches Wahlrecht eingeführt, so dass die SPD in der Aachener Region erstmals in die Gemeinde- und Stadträte gewählt wurden. In Würselen gewann die SPD 6 Mandate. Neben den alteingesessenen Sozialdemokraten wie Johann Baumann zogen Arbeiter in den Stadtrat ein, die über die Jahre hinzugezogen waren, unter ihnen auch Georg Rothmund.

Die Lebensgeschichte können Sie HIER aufrufen.

Wilhelm Schümmer


Wilhelm Schümmer war der älteste von drei Söhnen des Nadlers Winand Schümmer und dessen Ehefrau Maria Barbara, geb., Leuchter. Er wuchs in Scherberg auf und erlernte nach der Schule das Handwerk des Eisendrehers. Sehr früh engagierte er sich gewerkschaftlich in der Christlichen Metallarbeitergewerkschaft. Er war Mitbegründer der Würselener Ortsgruppe und wurde mit 23 Jahren deren Vorsitzender. Die Ortsgruppe hatte damals 500 Mitglieder.

Schümmer unterstützte den  Streik der Sodaarbeiter bei der Würselener Firma Honigmann. Er wurde von der Polizei verhaftet und wegen Landfriedensbruch verurteilt. Die Verhaftung war sogar Gegenstand einer Reichtstagsdebatte. Lesen Sie dazu unbedingt das Redeprotokoll der Parlamentsrede des Abgeordneten Nacken aus Eschweiler.

Die Gewerkschaft setzte Schümmer dann als Sekretär u.a. in Lothringen und Baden ein, bis er nach Danzig ging, wo er Gewerkschaftssekretär beim Christlichen Metallarbeiterverband wurde. 1911 wurde er Sekretär des Verbandes Katholischer Arbeitervereine des Bistums Kulm.

Wilhelm Schümmer war inzwischen Mitglied der Zentrumspartei geworden – der genaue Zeitpunkt seines Beitritts ist derzeit unbekannt.

Im Januar 1919 wurde Schümmer als Kandidat für die katholische Zentrumspartei im Wahlkreis 2 (Provinz Westpreußen) in die Weimarer Nationalversammlung gewählt, der er bis zum Zusammentritt des ersten regulären Reichstags der Weimarer Republik im Juni 1920 angehörte.

Im Anschluß daran wurde er in das Danziger Parlament „Volkstag“ gewählt. Von Dezember 1920 bis 1924 war er Senator des Innern derFreien Stadt Danzig.

Mit seiner Heimatstadt Würselen blieb er in Kontakt. So war er im Februar 1920 Redner auf einer „stark besuchten“ Wahlveranstaltung des Zentrums in Würselen. Vorsitzender des Zentrums war zu dieser Zeit sein Bruder Franz Schümmer, der dem Würselener Stadtrat von 1919 bis 1933 angehörte.

Echo der Gegenwart vom 3.2.1920
Aachener Rundschau vom 8.1.1930

Selma und Leopold Rosenthal


Die Familie Leopold und Selma Rosenthal und ihre beiden Kinder Sofia und Alexander gehörten zu den jüdischen Würselener Familien, die die Stadt aus Angst vor den Nazis verließen und emigrierten. Selma Rosenthal, geborene Voss kam am 2. September 1886 in Bissen/Würselen zur Welt und heiratete 1917 den aus Dortmund stammenden Metzger und Viehhändler Leopold Rosenthal (geb. am 20.9.1889).

Nur wenig später, am 6. Juli 1917 kam mit Sofia ihr erstes Kind zur Welt, am 22. April 1920 folgte mit Alexander das zweite Kind. Leopold Rosenthal hatte seinen Metzgerladen in der Klosterstr. 2. Den Laden hatte vorher Gottschalk Voss, der Vater von Selma, der 1916 mit 66 Jahren starb. Wahrscheinlich hat Leopold Rosenthal zu diesem Zeitpunkt bei Gottschalk Voss gearbeitet und dort Selma kennengelernt.
Die Familie muss sich 1935 dazu entschieden haben, Würselen zu verlassen. Auch Freunde hatten ihnen dazu geraten, weil der nationalsozialistische Hass und die Hetze gegen die Deutschen jüdischen Glaubens immer stärker wurde.
Im Nationalarchiv Chiles in Santiago hat die Chilenin Ana Calero für das Kulturarchiv Würselen nach dieser Familie recherchiert und über 130 Dokumente gefunden, u.a. den Reisepass von Selma Rosenthal, den die Stadt Würselen am ausgestellt hatte. Die Einträge im Pass belegen die Stationen der Flucht. Auch Selmas Schwester Bertha Voss floh mit nach Chile.

Der Reisepass wurde am 31.10.1935 ausgestellt. Der Stempel der Gemeinde Valkenburg in den Niederlanden trägt das Datum 9.11.1935. In Maastricht wurde beim belgischen Konsulat ein Visum erteilt (9.6.1936), die Ankunft in Herbesthal in Belgien ist am 16.6.1936 dokumentiert, der Grenzübertritt nach Frankreich war am 12. Oktober 1936. In Paris erteilte der chilenische Konsul am 29.10.1936 ein Visum für Chile, am 6. November 1936 fand die Einschiffung in La Rochelle an der französischen Atlantikküste statt und am 28.November 1936 kam das Schiff in Santiago de Chile an, wo die Familie chilenischen Boden betrat.
Dort baute sich Leopold Rosenthal erneut eine Existenz als Metzger auf, der Laden befand sich in Santiago in der Avenida Irarrazaval 222.

Wir danken Andrea Mix, die uns bei der Kommunikation mit Frau Calero sehr geholfen hat und Stefan Kahlen, der uns den Kontakt zu Ana Calero vermittelt hat.