Die Familie Leopold und Selma Rosenthal und ihre beiden Kinder Sofia und Alexander gehörten zu den jüdischen Würselener Familien, die die Stadt aus Angst vor den Nazis verließen und emigrierten. Selma Rosenthal, geborene Voss kam am 2. September 1886 in Bissen/Würselen zur Welt und heiratete 1917 den aus Dortmund stammenden Metzger und Viehhändler Leopold Rosenthal (geb. am 20.9.1889).

Selma und Leopold Rosenthal

Nur wenig später, am 6. Juli 1917 kam mit Sofia ihr erstes Kind zur Welt, am 22. April 1920 folgte mit Alexander das zweite Kind. Leopold Rosenthal hatte seinen Metzgerladen in der Klosterstr. 2. Den Laden hatte vorher Gottschalk Voss, der Vater von Selma, der 1916 mit 66 Jahren starb. Wahrscheinlich hat Leopold Rosenthal zu diesem Zeitpunkt bei Gottschalk Voss gearbeitet und dort Selma kennengelernt.
Die Familie muss sich 1935 dazu entschieden haben, Würselen zu verlassen. Auch Freunde hatten ihnen dazu geraten, weil der nationalsozialistische Hass und die Hetze gegen die Deutschen jüdischen Glaubens immer stärker wurde.
Im Nationalarchiv Chiles in Santiago hat die Chilenin Ana Calero für das Kulturarchiv Würselen nach dieser Familie recherchiert und über 130 Dokumente gefunden, u.a. den Reisepass von Selma Rosenthal, den die Stadt Würselen am ausgestellt hatte. Die Einträge im Pass belegen die Stationen der Flucht. Auch Selmas Schwester Bertha Voss floh mit nach Chile.

Der Reisepass wurde am 31.10.1935 ausgestellt. Der Stempel der Gemeinde Valkenburg in den Niederlanden trägt das Datum 9.11.1935. In Maastricht wurde beim belgischen Konsulat ein Visum erteilt (9.6.1936), die Ankunft in Herbesthal in Belgien ist am 16.6.1936 dokumentiert, der Grenzübertritt nach Frankreich war am 12. Oktober 1936. In Paris erteilte der chilenische Konsul am 29.10.1936 ein Visum für Chile, am 6. November 1936 fand die Einschiffung in La Rochelle an der französischen Atlantikküste statt und am 28.November 1936 kam das Schiff in Santiago de Chile an, wo die Familie chilenischen Boden betrat.
Dort baute sich Leopold Rosenthal erneut eine Existenz als Metzger auf, der Laden befand sich in Santiago in der Avenida Irarrazaval 222.

Wir danken Andrea Mix, die uns bei der Kommunikation mit Frau Calero sehr geholfen hat und Stefan Kahlen, der uns den Kontakt zu Ana Calero vermittelt hat.